Samstag, 4. Oktober 2014

Von Kettensägen und Fresssüchtigen

Ich sitze im Auto und habe automatisch Angst, vor dem was kommt. Nicht etwa, weil wir gerade auf dem Weg zu den Horror Nights sind, wo eintausend Monster herumlaufen werden, die mich beissen, zerstückeln oder verschleppen wollen. Sondern weil wir zu acht sind und ich weiss, dass ich heute abend einen riesigen Kampf gegen meine Begleitung und deren geliebte Fressbuden führen muss.

Kaum sind wir auf dem Gelände, rieche ich überall Essen. Popcorn, Hexen- und Werwolfburger... alles. "Nein, danke, ich möchte nichts." Alle holen sich eine Brezel. "Lullaby, was is los? Willst du nix??" Sie haben eine Brezel zu viel geholt. Sie ist herrenlos, soll es auch bleiben. "Komm wir teilen sie." Ratsch. Ich halte eine halbe Brezel in der Hand. Gut. Langsam essen. Wir stehen sowieso in dieser ewigen Schlange. Ich habe Zeit.
Ich habe kaum etwas davon gegessen, als ein Psychopath mit einer Kettensäge auf uns zu kommt. Ich sehe rot. Verstecke mich. Er zieht an der Leine. Das Geräusch ist ohrenbetäubend. Er zersägt die Luft neben mir. Ich schreie, versuche mich vergeblich hinter Fremden zu verstecken. Ich höre Menschen lachen. Schnell flüchte ich in die arme meines Freundes. Ich ziehe sein offenes Hemd wie Scheuklappen neben mein Gesicht und presse meine Augen zusammen. Der Kettensägenmann ist dicht hinter mir, lässt seine Säge um mich kreisen, stöhnt und krächtzt mir ins Ohr. Keinen Mucks gebe ich von mir. Ich bin jetzt den Tränen nahe. Zittere am ganzen Körper. Ich spüre wie er mit meinen Haaren spielt, aber ich schaue nicht auf. Ich stelle mich tot. Wieder stöhnt er und zieht an einer Strähne. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken. Seinen weichen Arm, die harte Säge an meinem Bein. Er ist weg. Mir ist übel. Kotzübel vor Angst. Ich verschlinge meine Brezel. Das macht es nicht besser.
Wir gehen durch blutverschmierte zerstörte Labore und Lagerräume, verwunschene Wälder, Spiegelräume, laufen an verzweifelten Sekretärinnen, Müttern und Kindern vorbei. Alle flehen um Hilfe und warnen uns. Eine Frau in weissem Kittel wird gebissen. Zombies lauern in jeder Ecke. Regale und Fässer drohen auf uns zu fallen. Clowns.

Drei Stunden später ist der Spuck vorbei. Ich habe mich nicht nur erfolgreich gegen alle Monster und Psychopathen verteitigt sondern mich auch erfolgreich gegen alles essbare gewehrt. Wie konnten sie nur alle so viel essen. Ich bin stolz auf mich. Vierzig Minuten später landen wir im McDonalds. Was zur Hölle ist blos los mit euch?! Ja, ja, ist ja gut. Diesmal werde ich auch etwas essen müssen! Ich werde mir mit euch Unmengen an Kalorien reinstopfen. Mein Kopf rattert. Ich schaue genau auf die Bilder der Burger auf den Tafeln. Ich hatte doch mal diese McDoof Kalorientabelle. Scheisse, wieso kann ich sie nicht auswendig? Wrap? Cheeseburger? Eis? Ich entscheide mich für den Wrap. Kein Getränk. Die Leute geben keine Ruhe. Bieten mir ständig Nuggets an. Schert euch doch zum Teufel.

Am nächsten morgen zeigt die Waage 55,9 Kilo. Selbst schuld, verdammt. + 300 Gramm. Das McDonalds Essen... Ich frage mich, wieso ich heute abend zum Grillen zugesagt habe. Ich frage mich, wieso ich die Kalorientabelle nicht kenne. Ich frage mich so einiges. Nur Sport mache ich keinen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen